Mittwoch, 8. Dezember 2010

time to remember

Nach einem langen und harten Arbeitstag -ich arbeite nebenbei im Kino, um das anzumerken- kehrte ich gestern um ein Uhr nach Hause ein, zu meinem Leidwesen erschöpft aber überhauptnicht müde.
Das ganze Haus schlief schon und es war dunkel und still, nur der Kühlschrank, an dem ich mich leise in mein Zimmer vorbeischlich gab ein zu erahnendes Surren von sich.
Obwohl ich wusste, dass es nicht das geringste nützen würde, versuchte ich zu schlafen. Unüberraschenderweise stand ich eine halbe Stunde später in meinem dunklen Zimmer, am geöffneten Fenster.
Die Kühle Nachtluft schlängelte sich wie kalte Arme in mein Zimmer und umspielte meine Beine, die Kälte war beruhigend.
Ich atmete die Luft ein und wurde gleich viel entspannter.
Ich liebe es, wenn die Luft so klar und rein und kühl ist im Winter. Es ist , als ob der Schnee sie in gewisser Weise gewaschen hätte. Alles wirkt so sauber und rein, vor allem auch weil der Schnee die ganze Stadt bedeckt und den grauen Alltags-Drecksstadt-Fler unter sich begräbt.
Wirklich hübsch anzusehen.                          

Solch hübsches Bild bringt mich wie immer, vor allem in den späten Abendstunden, dazu, eine Menge nachzudenken und ich erinnere mich spontan daran, wie ich vor etwa einem Jahr genauso schlaflos am Fenster stand und in die kühle ruhige Nachtwelt blickte. Wenn ich so näher darüber nachdenke, kommt es mir sogar vor wie gestern. Ich stehe am Fenster und mache mir Gedanken. Genau wie letztes Jahr sind zarte weiße Abdrücke feiner Samttatzen der Nachbarskatze im Schnee zu sehen. Genau wie im letzen Jahr leuchtet still die selbe Weihnachtsdekoration im Fenster der Nachbarn. Und genau wie letztes Jahr fliegen Wildgänse und andere Vögel in den Süden (warum sie das Nachts tun, ist mir ein Rätsel).
Das naheliegendste, woran man in soeiner wiederkehrenden Situation denken kann, ist die Frage:
                               - Was hat sich verändert? Was ist geblieben? -
Und so schalte ich meinen Anfänger-Philosophengeist ein und sinne nach über diesen Gedanken.

...und bin ersteinaml überfordert. Habe ich mich verändert? Ich denke ja. Ich fühle mich viel erwachsener im Vergleich zum letztzen Jahr. Wenn ich so über mich im letzten Jahr nachdenke, und über meine Ansichten, könnte ich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, weil ich mich absolut garnicht mehr mit meinem früheren Ich identifizieren kann, jedenfalls in vielerlei Hinsicht.
Es mag komisch klingen, aber seit meinem 18. Geburtstag habe ich viel mehr Verantwortung übernommen. Den Übergang vom Kind zum "erwachsensein", den ich so gefürchtet habe, habe ich unmerklich an mir vorbeigehen lassen, und ohne es zu merken habe ich mich verändert.
Ich weiß nicht, ob es am Alter liegt, aber es tun sich vielmehr Möglichkeiten auf, seine Handlungen und Entscheidungen völlig frei zu bestimmen; und seit ich erkannt habe, dass das nicht schlimm ist, ist mir auch ein Stück dieser schrecklichen Zukunftsangst genommen worden. Dennoch bin ich überzeugt davon, dass mir einige schwere Entscheidungen bevorstehen. Aber wer weiß das schon, vielleicht lösen sich diese scheinbar großen Probleme auch wie ganz von selbst, und ich kann nächstes Jahr am Fenster stehen und gewissenfrei zurückblicken auf die Zeit, die mir damals so voller Probleme schien.

                                                                    

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