Montag, 3. Januar 2011

Memoaren eines Detectives




da stand ich also, am tatort eines verbrechens. ich wusste nicht wer es begannen hatte, doch deswegen hatte man meinen rat ersucht. ich war stadtbekannter detective, immer auf der suche nach der wahrheit, als einsamer, stiller held.
das verbrechen war eindeutig. jemand stahl die schokolade aus dem vorratsschrank. seltsamerweise ist eben die schokolade , die meine wenigkeit am liebsten hat, der grausamkeit zum opfer gefallen. das spornte mich noch mehr an diesen mysteriösen fall zu lösen. egal welches monster zu so einer tat fähig war, ich würde es stellen. die tatzeit beschränkte sich auf die nacht, gegen drei uhr.
um meinen verdächtigenkreis einzugrenzen, stellte ich einige fragen an die angehörigen.
zunächst wäre da meine mutter. sie war eigentlich absolut kein schokoladenliebhaber, also ein perfektes motiv, da die wahrscheinlichkeit von unbekanntem plötzlichen heißhunger überfallen zu werden sehr groß war. sie verklickerte mir ihre unschuld, doch ich blieb hartnäckig.

der zweite verdächtige wäre dann mein bruder. zur tatzeitist es für seine person normal, tief zu schlummern, doch ich wusste, dass das damit kein alibi war. nein, meine jahrelangen tätigkeiten haben mich schon auf manche grausamkeit blicken lassen. so ergab es sich in meinen überlegungen, dass auch er als verdächtiger nicht ausgeschlossen werden konnte, da er jahrelang vorgespielt haben könnte zu schlafen, nur um diesen moment zu erzielen.möglicherweise überkam aber auch ihn einfach der heißhunger. der fall warf einige rätsel auf und ich war einfach überarbeitet und überspannt, ich ließ den fall zu sehr an mich ran. also gönnte ich mir eine pause von meinem langen harten arbeitstag.
ich hatte mir einen guten wein gegönnt zu geschmeidiger jazzmusik von meiner lieblingsplatte, zündete mir eine zigarre an  und grübelte nach über das seltsame geschehen in dieser gottverdammten gegend. es war wirklich seltsam. wo könnte der täter hinsein? wo würde sich ein täter hier in dieser kleinstadt verstecken? der fall ließ mir einfach keine ruhe. ich ließ mich auf einen spatziergang ein.
die dreckige stadt war verregnet und bei nacht sah sie noch verdammter aus als bei tage. doch es hatte auch etwas beruhigendes, als der schein flackernder straßenlampen meinen weg erhellte, als ich einsam und verlassen durch die gassen wandelte, in gedanken schweifend. ich lauschte den schatten der nacht. leuchtbuchstaben der verdreckten diners flackerten und ihr schein vermischte sich langsam mit dem dreckigen grau der morgendämmerung. eine weitere schlaflose nacht war vergangen. ich beschloss, mir den tatort nochmals genauer anzusehen.
mit katzenartiger geschmeidigkeit schlich ich um den tatort. dabei fiel mir eines auf: in dem leeren korb für süßigkeiten alias tatort lagen hastig weggeworfene reste der aluverpackung der gestohlenen milka-schokolade mit mousse füllung. und sofort kam mir die erleuchtung. ich konnte den kreis der verdächtigen weiter eingrenzen. meine mutter war viel zu pingelig um papier achtlos herumliegen zu lassen. damit fiel das licht automatisch auf meinen bruder. doch er beharrte auf seiner unschuld. plötzlich wurde mir klar, dass auch er nicht näher in den fall verstrickt sein konnte, denn ich werde bei jedem kleinsten geräusch in der nacht wach, seien es meine intuitionen, seien es meine unglaublich ausgeprägten detective-sensoren, ich weiß es nicht. jedoch kann sich mein bruder nicht als vertreter der schleichkunst behaupten, nein dazu war er viel zu ungeschickt. noch ein aspekt sprach für seine unschuld: die orangenmoussefüllung in zartbitterschokolade war noch nie seine stärke gewesen. er bevorzugt die klassiker wie vollmilchschokolade. oh ja, ich war so kurz davor, das rätsel zu lösen. alle teile ließen sich zu einem perfekten puzzle zusammenfügen.
damit wurde mir die erschreckende wendung bewusst, die der fall annahm: i c h war der täter. was für eine geniale wendung. verzweifelt auf der suche nach dem verbrecher, und man weiß mehr über ihn, als man es die ganze zeit annahm. ich musste es fertiggebracht haben, im halbschlaf schokolade zu plündern.meine ermittlungen waren beendet.und damit waren die schlaflosen nächte vorbei.
detective mittens am 24.juli, 00:41  ortszeit
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