dachböden haben immer was
mysteriöses und
gruseliges, finde ich. unserer auch, besonders der, denn er ist groß und seeehr
alt. nachts scheint zum beispiel der mond durch ein fenster und wirft silbernes ruhiges licht in den raum. oder wenn es windig ist,
knartscht und
klappert alles.

aber zur zeit ist er irgendwie nicht gruselig, denn er steht voll mit gesammelten zeug aus der
kindheit. von schränken und alten möbeln, über haufenweise alten stofftieren und kisten mit spielzeug bis hin zu tapetenrollen und altem papierkram. um unserem dachboden etwas mehr gruseligkeit zu ermöglichen, bin ich mal angefangen da aufzuräumen. ich wohne hier immerhin schon gut 13 jahre meines lebens und es ist
unglaublich, was man da alles findet!
die kleine wendeltreppe, die hochführt, knartscht unter jedem tritt.
plötzlich tut sich die luke zum dachboden auf und man wird
verschluckt und an einen anderen ort gesogen.
man betritt den dachboden und denkt, es wäre eine andere welt. oder man hätte eine zeitreise gemacht. wenn es sonnig ist dortoben, überkommt einen soviel harmonie und abgeschiedenheit aufeinmal, dass man sprachlos ist. die sonne
blendet einen und hunderte von gedanken werden erschaffen. man gerät in eine
vergessene welt. in null komma nix wird man erneut zu dem kind, das man früher war, der dachboden verwandelt sich in einen
spielplatz und eine landschaft voller möglichkeiten für spaß und entdeckung bietet sich.

erinnerungen von
ganz früher kommen wieder hoch. zum beispiel, dass mein bruder und ich damals immer hier hoch gekommen sind, um ein picknik mit ganz vielen süßigkeiten und kuscheltieren zu veranstalten, oder dass der dachboden immer unser
geheimquartier war, wenn wir sachen oder geräte erfinden wollten, womit wir fliegen können. das ganze zeitlose und gemütliche von früher kommt zurück. man schwankt in erinnerungen und sieht die kinder, die früher dort gespielt haben und erinnert sich an das viele lachen und
geniale erfindungen.
die sonne scheint durch die
klapprigen fenster und gibt eine menge umherwirbelnden
staub in der luft frei. alles
glitzert und
glänzt, und die strahlen zeichnen sich im lichtspiel in langen sonnigen streifen in der luft, auf verschiedene spielzeugen, alten dingen und auf den maroden wänden ab. die fenster sind verstaubt und
verschleiern die sicht zur aussenwelt. alles ist in tiefe harmonie getaucht. der teppich, der auf knarrenden staubigen holzdielen liegt, ist
verschlissen und
ausgefranst. im raum fliegen silberne
spinnenweben, alles ist geziert von
spinnennetzen und
staubfäden, die von der decke hängen. sogar die spinnen haben diesen ort schon lange verlassen, denn es lässt sich keine einzige dort finden. aus dunklen ecken und winkeln schauen dich
kuscheltiere, die du bereits dein ganzes leben lang besitzt und vielleicht schon vergessen hast, mit kulleraugen an, platziert neben alten
zeichnungen von leuten, die ganz früher mal hier gelebt haben. sachen, von denen du dachtest, du hättest sie verloren, sind aufeinmal wieder da und du siehst dir selbst, oder dem kind, das du früher mal warst, auf fotos in die augen und wunderst dich, wie
schnell die zeit eigentlich vergeht. überall steht kram, man findet unglaublich viel
krimskrams und hat das gefühl, seine gesamte
kindheit aufeinmal zu überblicken. da wären alte strampelanzüge, der kinderwagen von früher, an dem immernoch mein lieblingshalstuch festgeknotet ist, meine allererste puppe und ihr kinderwagen, alte tagebücher, eine kiste mit fotoalben und dingen von meinen eltern, ramponierte kindersessel und viel mehr.
wenn man in all den sachen herumkramt,
vergisst man die zeit und erinnert sich an alle gefühle und spiele von früher, kann seine kindheit quasi nocheinmal im schnelldurchlauf erleben. ich will mich noch nicht von den ganzen sachen da trennen.
irgendwie überkommt einen das gefühl von
traurigkeit, wenn man dort hochgeht und in all diesen sachen und
vergangenen jahren kramt, weil die unbeschwerte schöne zeit lange schon verstrichen ist, aber es ist gut, dass es sie gegeben hat. und es ist schön sich ein bisschen zeit zu nehmen, hochzugehen und an die zeit
zurückzudenken, weil sie oben auf dem verlassenen dachboden, geschützt von einer knartschenden wendeltreppe und hinter einer alten, schweren
klapptür irgendwie immernoch existiert.